„So viele Worte werden gesagt, so viele Worte werden geschwiegen!“ (Bertolt Brecht)
Darf unter dem Vorwand von apokalyptischem Zeitdruck die Vernunft auf journalistische Kurzzeitanalysen beschränkt werden? Darf journalistisches Sprechen mit einer solchen Macht ausgestattet werden? Auf keinen Fall! Denn gerade das journalistische Sprechen entzieht sich jeder Verantwortung. Totalitäre Verantwortungslosigkeit ist das Ergebnis. Alle Aussagen sind durch Aktualitätszwang von ihren Folgen und Voraussetzungen abgeschnitten. Informationen sind kein Wissen. Vermeintliche Aktualität vermeidet Rückblicke, beansprucht Zukunft und schreibt ohne Verantwortlichkeit den eigenen Wahrheitsanspruch vor sich hin und her.
Leider ist die mediale Kraft des Journalismus ins Unendliche gewachsen. Die technischen Mittel erlauben Orkane von Informationen. Das Ohnmachtsempfinden gegenüber der Flut von Mitteilungen ist unvermeidlich.
Wir Menschen müssen, um unseres persönlichen Überlebens willen, ordnen, was an Zusammenhängen an uns herangetragen wird. Aber wie?
Ich denke, das allgemeine, unabwendbare, vereinfachende journalistische Sprechen ist die Blaupause für unsere westliche wertebasierte Ordnung, die Grundlage unserer totalitären Verantwortungslosigkeit. So kann mediale Dauerbeschallung die Probleme installieren, die dann die Politik, medial getrieben, zu lösen hat. Es gibt unendlich viele Beispiele:
Der Kampf um die Gleichberechtigung der Frau, erkämpft vor allem durch die Oktoberrevolution, löst sich auf im Gendern.
Der Kampf um das Verständnis von Gleichberechtigung aller Menschen trotz biologischer, also natürlicher Differenzen verwandelt sich in ein Nachspüren von rassistischen Mikroaggressionen und Transgender-Konfusion.
Immer neue Verwerfungen von einst „linken“ Forderungen müssen im Diskurs umfunktioniert werden, denn konstruierte Minderheiten sollen als Politik Identität stiften.
Die Vereinnahme von Begriffen wie Links, Rechts, Rassist, Feminist, Antisemit, Nazi werden in letztlich rassistischer Zuschreibung zur Denunziation von Personen genutzt. Daraus resultierende Denkverbote werden durchgepeitscht und mittlerweile strafrechtlich sanktioniert. Aktivisten, wofür oder wogegen auch immer, werden als Stimmen der Einseitigkeit medial mit der Macht, andere zu terrorisieren, ausgestattet.
Auf diese Weise werden in den USA entstandene Anschauungen genutzt, um globale Herrschaftsansprüche der einzigen Weltmacht USA durchzusetzen. Der millionenfach gesprochene Satz, was dort, in den USA, „jetzt“ geschieht, kommt dann zwei Jahre später hierher, ist Ausdruck von Herrschaft. Es kommt nicht einfach, es muss kommen. Nirgends ist drin, was draufsteht.
Vom Theater aus gesehen könnte man sagen, die Szenen werden ihrer gesellschaftlichen Bedeutung beraubt, performative Selbstdarstellung wird gepredigt, medial strukturiert und durch institutionelle Selbstvernichtung des Nationalstaates im Welt-Theater als permanenter Ausnahmezustand jenseits konkreter Entwicklungen durchgesetzt.
Kunst wird durch Kritik bewertet und organisiert. Sie gerät in Abhängigkeit staatlicher Förderung und wird inhaltlich medial gelenkt. Je enger die Spielräume des Diskurses gesetzt werden können, je mehr Ausdrucksmittel verschwinden, desto einfältiger wird unsere Wahrnehmung.
Was tun?
Man kann natürlich wieder mit Karl Marx sagen, die herrschenden Ansichten sind immer die Ansichten der Herrschenden. Damit ist nur leider nicht beantwortet, wer oder was herrscht heute, wie und warum?
Klaus Schwab als Darsteller des Weltwirtschaftsforums (WEF) darf der Welt drohen, dass 2030 nichts mehr so sein wird, wie es mal war.
Müssen wir akzeptieren, dass Staaten, dass Geschichte, menschliche Entwicklung, eben genau die bestehenden nationalstaatlichen Möglichkeiten des Miteinanders, die trotz Differenzen entstanden sind, verschwinden oder als ohnmächtiges Label im medialen Hinterhalt der Lächerlichkeit preisgegeben werden? Denn „dienende“ deutsche Herrscher und Herrscherinnen in kleinstaatlicher Ergebenheit mit amerikanischen Kommissaren und Kommissarinnen in allen wichtigen deutschen und europäischen Institutionen bestimmen den Kurs jenseits jeder öffentlichen Wahrnehmung.
Müssen wir akzeptieren, dass die verschiedenen Formen von Gemeinsamkeit, individueller Freiheit und Glück auf dieser Erde zugunsten einer einzigen Vorstellung einer einzigen Weltmacht vernichtet werden?
Dass kulturelle und historische Bezüge, die für Menschen Bedeutungen gewannen, infrage gestellt werden müssen?
Bedeutungen anderer Kulturen unterscheiden sich grundsätzlich von unserer von ständiger Veränderung diktierter moderner Propaganda.
Nationalstaatlichkeit, als historisch gewachsen und kulturell begründet, unterscheidet sich von der Proklamation neuer Staatlichkeit mit installierten Verwaltungstechniken aus Silicon Valley. Die partymäßig inszenierte Simulation von Nationen lässt uns vereinzelt als Spielzeug der Macht zurück — zum Beispiel Nordmazedonien als US-amerikanische Militärbasis.
Erfahrungen sind immer konkret. Sie müssen different sein und spiegeln sich auf vielen Ebenen. Aber gerade in der Kultur und nun auch in der Wissenschaft lassen sich die neueren Verwerfungen mit der Begründung apokalyptischer Bedrohungen ziemlich genau wahrnehmen. Die Wege des Geldes bestimmen dann kulturelle und wissenschaftliche Entwicklung. In allen öffentlichen Medien gibt es die gleichen staatstragenden, heute müsste man sagen „staatsvernichtenden“, Themen. Gesellschaftliche Beratung und Gesprächsgruppen können keine institutionelle Verantwortung ersetzen.
Die Nationalstaatlichkeit mit ihren gewachsenen demokratischen Institutionen machte die Strahlkraft Europas aus. Der Kampf der Arbeiterklasse über zwei Jahrhunderte hat eine Beteiligung am gesellschaftlichen Reichtum erzwungen. Jetzt schafft sich das Kapital mithilfe der Migration eine internationale Reservearmee der Arbeitslosen, um den Wert der Ware Arbeitskraft nach unten zu drücken. Es ist bereits viel von Verzicht, heute noch im Namen der Natur, die Rede. Warum?
Die Fragen nach der Umstrukturierung von Bürokratien wird beim Kampf um den Machtzuwachs der Weltgesundheitsorganisation (WHO) besonders deutlich. Der derzeitige Pandemie-Plan würde nationale Souveränität unmöglich machen. Die Willkür der Macht undurchschaubarer Institutionen würde ohnmächtige, hilflose Bürger mit immer neuen Katastrophen tyrannisieren können.
Um zu verstehen, was geschieht, müssten Interessen und Bilder wieder szenisch dechiffriert werden. Die dem Allgemeinwohl verpflichteten Forderungen nach Verbesserung des Lebensniveaus aller Menschen werden durch Forderungen nach Privilegierung einzelner unterschiedlicher Gruppen ersetzt. Frauen als biologische Gruppe, Menschen mit bestimmten sexuellen Vorlieben als Gruppe, ja selbst benachteiligte, bildungsferne Schichten werden als Gruppe eingeteilt mit festgeschriebenen Eigenschaften.
Durch die Aufspaltung der Gesellschaft wird ein immer neuer täglicher Rassismus im Kampf gegen Rassismus erzeugt. Jeder Widerspruch zur medial herrschenden Erzählung kann als moralische Minderwertigkeit der Personen, die dem Konsens nicht entsprechen, dazu führen, sie aus der Wertegemeinschaft auszuschließen.
Sie werden dann aktivistisch verfolgt, durch mediale Prangerwirkung erzogen oder einfach ihrer Existenzmöglichkeit beraubt. Kontaktschuld wird indirekt etabliert und spaltet die Gesellschaft noch mehr. Der aktivistische Fortschrittsglaube, woran auch immer, kaschiert die Denunziation als Mittel zur Spaltung und Beherrschung der Gesellschaft.
Solidarität muss Solidarität bleiben und darf keine Isolierung, wie durch die Corona-Maßnahmen gewaltsam erzwungen, werden. Die Regenbogenfahne auf der amerikanischen Botschaft symbolisiert einen kulturellen Herrschaftsanspruch. Das Land mit den größten Rassenproblemen erklärt der Welt einen antirassistischen Kulturkampf durch Spaltung der Gesellschaft. Der Glaube an die eigene Einzigartigkeit der dort gewachsenen Oligarchie findet seinen Ausdruck im WEF wie in der immer neu verkündeten regelbasierten Ordnung. Und wieder ist nicht drin, was draufsteht.
Was könnte nun drin und dran, in und an der aus den USA eingewanderten Wokeness sein?
Was ist an dem diktierten US-amerikanischen kulturellen Führungsanspruch amerikanisch? Inwieweit beziehen sich Bewegungen, die aus den USA kommen, genau auf die Geschichte der USA und sind nur in diesem Sinne zu verstehen? MeToo, Antirassismus sind offensichtlich den sehr speziellen Problemen der USA geschuldet. Auch die Auflösung der Probleme in eine Art moderner Lynchjustiz durch Aktivismus findet ihren Ursprung in der amerikanischer Geschichte. In diesem Sinn ist der Krieg in der Ukraine ein amerikanischer Krieg gegen Russland, seine Menschen, seine Kultur. Die Unterstützung der Vertreibung alles Russischen aus der Geschichte der Ukraine verweist direkt in historische US-amerikanische Widersprüche.
Krieg ist wieder gesellschaftsfähig, neuer Lifestyle.
Das alles erscheint wie ein Duplikat der US-amerikanischen Gründungsgeschichte. Die neuen Wilden, die neuen Indianer sind die Russen. Sie müssen besiegt, also vernichtet werden. Dann, nach dem Leben in Reservaten, nach der Umerziehung in unsere westliche Wertegemeinschaft, nach Abschwörung ihrer eigenen Geschichte, dürfen die Überlebenden vielleicht wieder in unserer regelbasierten Ordnung mitspielen.
Es scheint, als würde die Entente — also USA, Frankreich, Großbritannien mit den einstigen Feinden Deutschland, Östereich-Ungarn, Italien — mit neuen Verbündeten als NATO in die Ukraine zurückkehren wollen. Ein ukrainischer Präsident, umgeben von amerikanischen Beratern, liefert sein Land und die Menschen an die NATO aus. Wie sein Verteidigungsminister erklärte, ist die Ukraine de facto in der NATO; de jure folgt, wann auch immer.
Ein Präsident, scheinbar die einzige Stimme der Ukraine, gewählt mit dem Versprechen, Frieden in der Ukraine zu schaffen, lässt zum ganz großen Krieg rüsten. Das gemeinsame Leben der Menschen, als russisch-ukrainische Realität innerhalb der Sowjetunion, soll es nicht gegeben haben? Weshalb?
Die westliche Wertegemeinschaft unter US-amerikanischer Führung unterstützte auf unterschiedlichste Art und Weise nationalistische, einst mit der deutschen Wehrmacht verbundene militante Organisationen und machte damit die Entwicklung eines modernen Nationalstaates als Vielvölkerstaat unmöglich. In Rammstein weht die amerikanische Fahne, wenn die NATO in Deutschland tagt, um die Strategie für den Krieg gegen Russland zu beschließen.
Der Schein ist die Wahrheit: Nicht die Ukraine tritt der NATO de facto, später de jure bei — die NATO übernimmt vielmehr die Regulierung des Landes, das einmal ein ukrainischer Staat hätte werden können. Die Ukraine kämpft um die Ukraine, um sich in der EU und in der NATO aufzulösen? Englisch als Amtssprache! Nationalstaatlichkeit, um Nationalstaatlichkeit abzuschaffen? Propaganda schafft keine Geschichte. Ein Präsident ist noch kein Staat, kein Land.
Der zum weißen Ritter Hollywoods aufgeblasene ukrainische Präsident spiegelt natürlich als Erstes sich selbst. Aber vor allem spiegelt er uns, mit allen Mitteln moderner Propagandatechnik. Es ist fast wie in dem Hollywoodfilm mit Dustin Hoffmann „Wag the Dog“. Das Aufgehen von Politik in Storys, die Realität interessiert nicht.
Jede Bitte um Waffen ist ein Akt der Unterwerfung unter unsere wertewestliche, aggressive, missionierende Herrschaft.
Daran kann auch der zum Popstar aufgebaute ukrainische Präsident nichts ändern, selbst wenn er ständig in Kostüm und Maske vor Kameras drängt, fremde Texte aufsagt und als Lobbyist für die westliche Waffenindustrie auftritt.
Es ist interessant, wie alle Auftritte des Präsidenten im ewig gleichen Kostüm mediales Gedächtnis zwischen Silvester Stallone und Che Guevara wachrufen sollen. Es scheint nicht nötig, irgendeine reale Leistung, außer Dasein, mit dieser medialen Figur verbinden zu müssen. Die bildlichen Assoziationen sind hinreichend, ein solches Amt zu legitimieren. Der arme alte amerikanische Präsident entspricht dem heimlichen Hohn auf den Schein als Ausdruck von Wahrheit.
Ja, verhöhnt werden wir, die Zuschauer, wenn wir glauben, was nicht wahr sein kann. Den Beobachter der Szenen verweisen die Darstellungen auf andere Mächte hinter diesen medial aufgebauten Manga-Präsidenten. Hier manifestiert sich totalitäre Verantwortungslosigkeit jenseits der Lüge. Der ukrainische Präsident hat vor lauter Darstellung keine Zeit zu wissen, was er entscheidet, und der amerikanische Präsident kann nicht entscheiden, was er entscheidet.
Weshalb sollen wir unseren Augen nicht trauen? Nicht sehen, was wir sehen? Vielleicht weil die US-amerikanische Regierung die Weltaufteilung aus „Die einzige Weltmacht“ von Zbigniew Brzeziński mit der mathematischen Intelligenz eines Viertklässlers abarbeitet? Weil diese Herrschaft institutionell, fiskalisch, digital realisierbar wäre?
Die Missionierung unterschiedlicher Nationen und Völker zur Übernahme amerikanischer Lebensmodelle muss unweigerlich in Kriege und Bürgerkriege führen. Die ständige, immer neue Definition von Feinden zwingt die amerikanische Armee, immer neue Kriegsschauplätze zu entwickeln. Warum?
Die USA den US-Amerikanern. Amerika first für Amerikaner.
Die europäische Geschichte mit ihrem Reichtum an Kultur, an Gemeinsamkeiten, aber auch an Konflikten, können die USA nicht lösen und brauchen das auch nicht. Die Welt ist vielfältiger, als der aktionistische Herrschaftsanspruch eines Imperiums in der Lage ist zu begreifen.
Der Sieg Hollywoods über viele nationale Filmindustrien macht das Leben noch nicht zum Duplikat dieser meist einfältigen Beschreibungen von Gut und Böse. Geschichte nur als Geschichte von Personen zu erzählen ist heute, in unserer Zeit unglaublich komplexer Arbeitsprozesse, ein zu einfältiges Märchen.
Russland und das, was heute die Ukraine ist, teilen eine lange gemeinsame Geschichte. Für den geborenen Ukrainer Gogol war Russland seine Heimat, der Anstoß seines kritischen Schreibens.
Europa braucht Russland, wie auch immer die Russen ihr Land gestalten. Die ganze europäische Moderne ist ohne Russland undenkbar. Russland ist ein wichtiges Land im Spannungsfeld Europas. Der französische Historiker Emmanuel Todd beschreibt die russische Militäroperation als eine „defensive Invasion“. Jetzt ist es ein Krieg, der von westlicher Seite mithilfe der Ukraine bis zum letzten Ukrainer geführt werden soll. Man will Russland isolieren und vernichten. Warum?
Die „einzige Weltmacht“ USA muss lernen, sich selbst zu verstehen, denn der Feind ist die eigene Frage als Gestalt. Die US-amerikanische Nationalgeschichte müsste verstanden, die entstandene Nationalstaatlichkeit in ihrer Begrenztheit als Kultur aufgefasst werden. Damit würde jede Einmischung in Verhältnisse jenseits der eigenen Grenzen abzulehnen sein. Auf diese Weise hätte die US-amerikanische Nation sich als Nation geschaffen und könnte endlich in Frieden mit anderen Nationen leben. Der permanente, als Kriminalität getarnte Bürgerkrieg könnte beigelegt werden.
Ein Traum?
Die permanente Weltrevolution in rückwärts gerichteten Bildern und vorwärts getriebenen woken Ansprüchen zur Begründung weltherrschaftlichen Lebens wird abgebrochen.
Ein Traum?
Obwohl die Entlassung aus der Nationalstaatlichkeit offenbar jede Verantwortung aufhebt und totalitäre Verantwortungslosigkeit durch immer neue Katastrophen weltweit und durch überdimensionierte Institutionen, die sich jeder Kontrolle entziehen, gefördert wird, kann das reale Leben nicht im Schein aufgehen.
Wir brauchen eine neue Aufklärung.
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